Zum Zeitpunkt von Curtis’ Einzug wohnte hier im Haus noch ein anderer Hund, ein pechschwarzer Gordon-Setter namens Pepe. Pepe, so sagte sein Frauchen Anja, sei nicht wirklich richtig gut auf andere große Hunde zu sprechen daher planten wir eine kontrollierte Begegnung auf neutralem Gebiet, bekamen aber irgendwie keinen Termin organisiert.
Die Hunde nahmen uns das Organisieren ab: Pepe stiegt mit Anja genau in dem Moment aus dem Fahrstuhl als wir aus unserer Wohnungstür traten – “WUFF”, “Wuffwuff Wuff”, großes Beschnüffeln und die beiden waren ziemlich beste Freunde.
“Dein Napf ist mein Napf”, “Meine Decke ist auch Deine Decke”, “Du rennst links rum? Tolle Idee, ich komme mit!”
Pepe war schon ein bisschen älter und ein ganz souveräner Hund (er hatte eigentlich nur eine Meise bezüglich anderer Hunde und konnte um keinen Mülleimer, Grill oder potentiellen Restehaufen einen Bogen machen. Könnte ja noch was Leckeres dabei sein. Der Kerl tat immer so, als wäre er ein ganz furchtbar bemitleidenswerter Hund, der niemals, nie, nie nie nie gefüttert wird), Pepe gab Curtis Sicherheit und erklärte ihm wohl auch zu einem guten Teil die Welt (“Reg Dich nicht auf, bleib cool – das ist doch nur ein Fahrrad!”). Curtis ist mit anderen Hunden hochsozial, die meisten interessieren ihn überhaupt nicht, er lässt sich ganz entspannt beschnüffeln und geht dann einfach weiter; ich denke mal, Curtis hat Pepe so was in der Art von “Reg Dich nicht auf, bleib cool – das ist doch nur ein Hund!” vermittelt. Die beiden haben sich fabelhaft ergänzt.
Wir haben zusammen Ausflüge gemacht, war einer weg kam auch der Andere garantiert nicht wieder.
Pepe hat Curtis gezeigt, dass Wasser aus den Pfützen im Wald zum einen sehr lecker schmeckt und man auch ganz wunderbar die Pfoten drin abkühlen kann (Curtis war komplett ahnungslos, denn auf Sizilien gibt es kaum mal eine Pfütze. Eigentlich hat er sich vor Pfützen gegruselt und ist immer in weitem Bogen drum herum gelaufen).
Curtis hat Pepe die Natur wieder nahe gebracht, Curtis kannte ja nichts und drehte daher vor Begeisterung total auf (“Boah – Welt!” Ganz große Augen), Pepe rannte mit und konnte vor neuentdeckter Begeisterung kaum mehr an sich halten – bis er so schlapp war, dass seine Beine ihn nicht mehr tragen wollten. Beide haben zusammen jede Menge fabelhaften Unfug gemacht, der absolute Höhepunkt war die Geschichte, wo ich bei einer wilden (vermutlich völlig unnötigen) Rettungsaktion im Januar in die Bille fiel – diese Geschichte erzähle ich euch aber separat.
Pepe hat Curtis auch durch das erste Sylvester geholfen, ohne Pepe wäre mein Hund auf Wochen nicht mehr unter dem Tisch hervor gekommen.
Leider hatten die beiden nur ein Jahr miteinander, Pepe hatte ein Krebsleiden und späterhin nur noch Schmerzen.
Pepe’s letzten Tag haben wir alle zusammen verbracht, in seinen letzten Minuten war Curtis bei ihm. Ihr könnt sagen was immer ihr wollt, ich bin fest davon überzeugt, dass Curtis um die Bedeutung dieses Tages wusste – er hat sich sehr untypisch benommen – und es gibt auch ganz bestimmt einen Hundehimmel in dem sich beste Freunde wieder treffen!