Wie so mancher schon bemerkt hat, waren die ersten Monate mit meinem Curtis alles aber keine große Freude – ich war völlig überfordert, hatte keine Ahnung was ich tat und nach einiger Zeit mit dem Nerven am Ende denn die tollen Tipps (‘alle Hunde…’) fruchteten so gar nicht. Also schlaute ich mich auf, hörte mich um und landete bei Henrike von ‘Unser bester Freund’ – welch ein Glück!
Henrike ist eine leidenschaftliche Hundetrainerin und hat ihre Ausbildung bei Ziemer & Falke gemacht, sie hat ein besonderes Augenmerk auf Angsthunde und schlecht sozialisierte Hunde – Curtis mit seinem Deprivationssyndrom ist letztendlich nichts anderes als ein schlecht sozialisierter Hund. Henrike hat sich meinen Hund angeguckt, bei mir hier Zuhause, hat sich unser Zusammenspiel und unsere Körpersprachen angesehen und an dieser Stelle angesetzt, wie lässt sich der Alltag einfacher gestalten? Sitz, Platz, Fuss – kein Thema sondern wie gebe ich Curtis die Sicherheit damit er mit mir zumindest schon mal um den Block geht ohne das jedes Rausgehen ein einziger Krampf wird? Wie erkenne ich und verhalte ich mich, wenn mein Hund Signale von Angst zeigt? Was ist für Curtis alles eine Herausforderung, wo hängt die Messlatte (tief, sehr sehr tief)?
Wir nahmen Einzelstunden und gingen Trainer-betreut um den Block, immer dieselbe Strecke, immer wieder. Wir standen gemeinsam vor der Haustür und beobachteten meinen Hund. Ich lernte mich vor Curtis zu stellen und die Gefahr an uns vorbeigehen zu lassen, ganz geduldig (was wohl die Nachbarn alle dachten…?). Ich untersuchte jede Gefahr am Bürgersteig – beschäftigte mich intensiv mit herumwehenden Plastiktüten, beguckte mir Kinderwagen, rüttelte an Fahrradlenkern, und gab somit meinem Hund langsam zu verstehen, dass ich die Sache im Griff habe. Ist zwar alles gruselig aber Super-Frauchen stellt sich den Gefahren ohne Zögern! Heldenhaft. Noch heute stehe ich am Rand, vor meinem Hund, und lasse hinter uns gehende Menschen vorbeiziehen wenn ich den Eindruck habe, dass dieser besondere Mensch Curtis Angst macht – lächeln, ‘Guten Tag/ Abend’, lächeln, weitergehen. Ich gelte hier in der Gegend als eine sehr freundliche Person.
Nach ein paar Monaten konnten wir die Einzelstunden beenden, ich hatte eine gute Vorstellung bekommen, wie mein Hund tickt. Wir gehen aber noch immer zu Henrike in den Schnüffelkurs und auch gerne mal zum freien Training. Henrike ist mir eine Freundin geworden, sie ist sich nie für einen guten Rat zu schade und freut sich zusammen mit mir dösig, wenn Curtis trotz in der Nachbarschaft klappernden Türen am Schnüffeltraining begeistert teilnimmt.