Lucky kam also zum Probewohnen, wieder einmal habe ich ein Überraschungspaket erhalten, war aber anfangs noch optimistisch…
Freddie (einst Lucky)
- Mochte nur frühmorgens zwischen 5 und 6 Uhr gerne um den Block gehen
- Lag auf dem Boden und spielte Toter Hund wenn er im Laufe des Tages noch mal raus sollte.
- Das eine Mal saßen wir eine gute Stunde im Dreck auf dem Boden, weil Freddie total panisch war und wie irre in alle Richtungen sprang.
- Ansonsten zerrte er mich um den Block, konnte sich dann oft doch nicht lösen (und wir mussten dann nachts um 3 wieder raus). Unterschied zu Curtis – er hat keine Angst sondern war nur völlig überwältigt. Das kann also noch werden hoffte ich…
- Übel war aber das Freddie schnappte und es wirklich ernst meinte – ich habe einmal, hinter der Beifahrertür verschanzt, 20 Minuten gebraucht, um ihn aus dem Wagen zu bekommen.
Er schnappte, wenn er nicht aktiv bespaßt wurde sondern still auf seiner Decke lag denn dann versank er in einer Art Tunnel, war nicht ansprechbar, total weggetreten, oder etwas partout nicht wollte z.B. aus dem Auto aussteigen. Ich hatte Unterstützung von Hans (Curtis‘ HuTa) und wir beobachteten sein Verhalten, kamen aber zunehmend zu der Erkenntnis, dass das Umfeld nicht stimmt, Freddie möchte kein Stadthund sein! Das Stadtleben überwältigte ihn völlig, die vielen Gerüche, die reichlich vorhandenen Markierungen anderer Hunde, all die vielen Leute, Information Overload. Im Gegensatz zu Curtis hatte er keine Angst vor irgendwas, alles in kleinen Häppchen war fein, alles auf einmal aber viel zu viel.
Daher machte ich mich auf, um ein wirklich passendes Zuhause für Freddie zu suchen, meine Rolle war wohl nur die einer ‚Pflegestelle‘, ich habe ihm den Übergang erleichtert, was beigebracht und ihn nach Herzen geknuddelt, gepflegt und feinst gefüttert. Da ich Freddie bestmöglich vermitteln wollte, er sollte auf keinen Fall zum Wanderpokal werden und/ oder im Tierheim landen, habe ich eine ausführliche und sehr ehrliche Anzeige bei eBay geschaltet (und diverse Aushänge bei Tierärzten etc.). Auch hier gab es einiges zu erleben:
- Leute riefen nicht zurück
- Ich bekam Anfragen ‚Letzter Preis?‘ ohne jedes weitere Wort
- Es bewarb sich eine Familie die in der Woche kaum Zeit für Freddie hätte und am Wochenende frühestens ab 11 da sie jede Menge Dinge am Hut hätten.
- Eine junge Frau, wenn auch sehr nett, wollte Freddie nach kurzer Eingewöhnung während ihres Urlaubs jeden Tag mehr als 7 Stunden allein lassen da sie ja zur Arbeit müsse.
- Eine junge Familie wollte Freddie als Spielhund für ihre kleinen Kinder haben.
Die meisten Anfragen waren absurd oder naiv, nicht wenige auch einfach dumm. Kaum jemand hatte die Anzeige wirklich gelesen, die meisten waren bei seinem Bild hängen geblieben – ‚Och, der ist aber süß!‘
Eine Anfrage war sehr vielversprechend und Freddie zog zum Probewohnen. Nach knapp einer Woche bekam ich ihn zurück denn die Leute hatten Angst vor ihm – man hatte sich nicht an meine Weisungen gehalten, sondern ihm, weil er ja so süß ist, sofort den Maulkorb abgenommen, ihm erlaubt sich seinen Schlafplatz selbst zu suchen etc. Er bekam also keinen Halt durch Regeln, war überfordert, übernahm die Weltherrschaft und fletschte Zähne in übelster Weise. Das war es also nicht und ich wurde noch kritischer in der Auswahl möglicher Interessenten.
Derweil ging es hier Zuhause den Bach runter…
Von morgens um 5 bis nachts um 10 war ich mit den Hunden, im Wesentlichen jedoch Freddie beschäftigt. Curtis kam um Meilen zu kurz und zog sich immer mehr in sein Schneckenhaus zurück während Freddie mehr und mehr Zutrauen gewann und seine Persönlichkeit entwickelte. Für Freddie schön, für Curtis übel. Es bestand also Handlungsbedarf.